Sechs Personen gehen im Uhrzeigersinn in Kreisform die Ränder des Kröpcke ab und rufen nacheinander - dem Uhrzeigersinn entgegen - laut „HALLOOO!“ in die Mitte des städtischen Platzes. Auf die simpelste Art und Weise, mit einem einfachen „Hallo“, beginnen sie einen Dialog mit dem städtischen Raum und den Passanten.
Auf einem doppelten Kreuz mit sechs metallenen Armen stehend will ich mich über den Kröpcke bewegen, indem ich auf Passanten warte, die mich fragen, was ich hier tue. Ich antworte ihnen, dass ich ihre Hilfe benötige, um mich fortbewegen zu können.
Gehalten von fünf Personen und dadurch die Schwerkraft überwindend schreite ich eine Treppe am Kröpcke auf der vertikalen Seite aller Stufen hinunter.
Für die Dauer von 2 1/2 Stunden stehe ich am Rande einer Unterführung auf dem Hannah-Arendt-Weg in Hannover und blicke für die gesamte Dauer in den Himmel, mithilfe einer Skulptur in meinem Nacken. Zur selben Zeit tropft es von oben auf meinen Kopf herab, eine konstruierte Situation, wodurch ich über die gesamte Dauer langsam aber kontinuierlich durchnässe und zuletzt vor eiskaltem Wasser triefe, bis ich die Situation beenden muss.
Alle Performer:innen halten einen Stein von etwa der Größe ihrer Faust in einer Hand, während sie mit der anderen Hand ihren Puls an ihrer Halsschlagader entnehmen, um in diesem Rhythmus die Steine auf den Boden zu klopfen. Von Zeit zu Zeit wird ein Rhythmus-Wechsel vollzogen: Alle nehmen daraufhin einen gemeinsamen Rhythmus auf, der für etwa zwei bis drei Minuten gehalten wird, bevor erneut der individuelle und private Pulsschlag im Stadtraum hör- und erfahrbar wird.
Ich puste eine einfache Feder durch den Stadtraum Hannovers, für die Dauer von 1 1/2 Stunden und bis mir die Feder letztlich von einem Passanten gestohlen wird. Davor erfahre ich ungemeine Hilfsbereitschaft, Passanten, die mir Wasser reichen oder sich zu mir zu Boden legen, um die Feder selbst ein Stück voran zu pusten.
Wir halten uns gegenseitig, wobei eine Person auf einem Floß steht, das auf Plastik-Flaschen gelagert ist. Langsam bewegen wir uns die Lister Meile entlang, indem wir uns gegenseitig stützen und auf diese Art und Weise vorantreiben.
Mein Sohn navigiert mich durch Hannover, über Augenhöhe, gelagert auf meinem horizontalen Körper, während ich mit präparierten Schuhen über den Asphalt schwebe.
Wie produktiv umgehen mit der prognostizierten enormen Erschöpfung während „100 Days of Performances“, ausgelöst durch die täglich und pausenlos aufeinander folgenden jeweils neuen Performances? Die Frage entstand daraus, ob es möglich sein könnte, am zentralsten Ort Hannovers, dem Kröpcke, einzuschlafen. Der Prozess vor Ort, der über Nacht und bis zum Morgengrauen andauerte, führte im Dialog mit Passanten kaleidoskopisch zu immer neuen Fragen und Antworten, die die Übernachtung im Wach- und Traumzustand begleiteten.
Indem auf einem Umzugskarton groß „nach Hause“ steht, beginnt die Handlung mit einem produktiven Missverständnis: Ich werde gefragt, wo ich denn wohne und ob ich nach Hause gebracht werden möchte. Stattdessen aber antworte ich, dass ich auf der Suche nach Fremden bin, die mich in ihre Wohnung einladen, um den wahren Kern dieses lädierten und widerstrebenden Gebäude-Komplexes kennen zu lernen.